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Kolumne: Die sogenannten social skills, unterschätzte Eigenschaften?

, Carina Ströhlein

‘Die geeigneten Bewerber*innen zeichnen sich (u.a.) durch eine hohe Sozialkompetenz aus.’ Über diesen oder ähnlich formulierte Wunschlistenpunkte stolpert man in Stellenanzeigen hin und wieder. Sozialkompetenz … spricht eigentlich bereits für sich. Jeder kann sich (zumindest irgend-)etwas darunter vorstellen: ‘Small-Talk kann ich und meinem Gegenüber im Gespräch in die Augen zu schauen funktioniert auch super!’ – Doch wodurch zeichnen sich sogenannte social skills im Berufsalltag aus und wie wichtig sind sie tatsächlich?

Bleiben wir im Umfeld der Technischen Kommunikation und stellen uns eine Alltagssituation vor, die sicherlich einige von uns nur allzu gut kennen: Die Technikredaktorinnen versuchen, Informationen über ein zu beschreibendes Produkt einzuholen. Dazu gibt es meist mehrere Anlaufstellen, ergo mehrere Personen aus unterschiedlichen Personengruppen, die konsultiert werden müssen. Von den Entwicklerinnen A, B und evtl. C bis hin zu Produktmanager*innen oder auch dem Marketing. Jeder ist chronisch dauerüberlastet mit den eigenen Baustellen und dann kommt da noch die Technische Dokumentation, die gerne befüttert werden möchte. Erfahrungsgemäss stehen dokumentationsverwandte Themen bei den meisten eher am Ende der gedanklichen Prioritätenkette, denn ‘die muss halt geschrieben werden’ und ‘wieso brauchen wir die überhaupt?’. Selbstverständlich darf man hier nicht alles und jeden über den gleichen Kamm scheren, aber die angesprochene Problematik dürfte bekannt sein.

Daher kommt es nicht allzu selten vor, dass die Technikredaktor*innen leicht stiefmütterlich mit ihren Fragezeichen-Bläschen stehengelassen werden oder mal eben nebenbei und so komprimiert wie möglich mit ein paar Fachtermini zugeballert und dann anschliessend wieder auf’s Abfahrgleis abgestellt werden. ‘Tschüüüüss’.

Social skills könnten das Leben an dieser Stelle so viel angenehmer machen (für alle Beteiligten im Übrigen), sollte man sich schon einmal die Frage gestellt haben ‘ja und wo kann ich denn jetzt meine ganze überschüssige Empathie und das im Bewerbungsschreiben angepriesene extrem ausgeprägte Kommunikationsgeschick anwenden?!’

Sozialkompetenzen legen quasi den Grundstein für ein angenehmes und gesundes Miteinander. Und das nicht nur im Berufsalltag. Freunde im Privatumfeld zu haben, ist ja bekannterweise auch ganz nett. Im Business-Kontext ist es vor allem wichtig, sich nicht nur in die (potenziellen) Kund*innen hineinversetzen zu können und diesen möglichst viel Honig um den Mund zu schmieren, sondern auch zu versuchen, allen Kolleg*innen mit derselben Empathie zu entgegnen. Der Spruch ‘man erntet, was man sät’ hat definitiv seine Daseinsberechtigung und verdeutlicht, dass alle davon profitieren. Von dieser Einstellung und Art des Miteinanders hängt massgeblich ab, ob sich Mitarbeiter*innen in ihre Arbeitsumgebung eingebettet fühlen, aber eben auch, ob und wann das nächste Kündigungsschreiben aufgesetzt wird. Eine Pflanze, die zu wenig Sonne bekommt und droht, einzugehen, stelle ich schliesslich auch eher an einen anderen, geeigneteren Platz, als anzufangen, an ihr herumzuschnippeln.

Natürlich kann und soll ich auch nichts an meinem Gegenüber herumschnippeln, vor dem Hintergrund, sie oder er passt mir danach besser. Einen Trick, den es sich jedoch auszuprobieren lohnt, wäre folgender: Anstatt eine Hilfestellung zu erwarten, zunächst das Gegenüber fragen, ob man selbst Hilfestellung bei einer Thematik geben kann. Indem man die Initiative ergreift und zeigt, dass man sich in die andere Person hineinversetzen möchte, öffnet das meist neue Türchen. Somit hat man evtl. die Chance, eine Atmosphäre zu schaffen, die die Bereitschaft meines Gegenübers wesentlich steigert, sich auch mit meinem Anliegen eingehender zu beschäftigen.

DAS sind die power social skills, mit denen man fast nur gewinnen kann.