Was macht denn so ein*e Technische*r Redakteur*in eigentlich? Das sind Superheld*innen, die Sendende und Empfangende zusammenbringen, indem sie sich durch das Kommunikationslabyrinth kämpfen und dabei Unklarheiten beseitigen sowie Gefahren eliminieren.
Tatsächlich ist es eine Art Multitalent, das die Technischen Redakteur*innen im Berufsalltag beweisen müssen, um dem Anspruch einer adäquaten Wissensvermittlung gerecht zu werden. Ich muss wissen, über was ich schreibe. Ich muss selbst korrekt ausführen können, was ich beschreibe.
Das Beherrschen von Rechtschreibung und Grammatik gehört dabei zum Grundrepertoire. Ich habe sowohl Zielgruppe als auch den zu erwartenden Wissensstand analysiert und weiss somit, auf welcher Basis ich meine Dokumentation aufsetzen kann. Weiss ich das wirklich? Wäre gut, oder? Ich muss mich in diese Person hineinversetzen können und dabei evtl. sogar bedenken, was die nächsten Gedanken meines fiktiven Gegenübers sein könnten und ganz besonders in Betracht ziehen, was möglicherweise falsch verstanden werden könnte.
Um Fachwissen überhaupt vermitteln zu können, muss ich mir zuallererst ebendieses Fachwissen selbst aneignen – im besten Fall in einem Umfang, das dem Kenntnisstand des jeweiligen Fachbereichs sehr nahekommt. Ich muss die Technik verstehen und Rohinformationen so aufbereiten, dass sie schlussendlich geschliffen transferiert werden können.
Das erforderliche Fachwissen aus den jeweiligen Bereichen wird mir nicht einfach hinterhergeschmissen (wie schön wäre die Welt), sondern ist oftmals mit mühseligem Einfordern à la ‘pull & adapt’ verbunden. Atmen nicht vergessen.
So gesehen bin ich vorübergehend Laie, Fachkraft, Admin, Monteurin, Installateurin, Softwareentwickler*in und noch etliche weitere Fachpersonen in einer vereint – eine multiple Persönlichkeit sozusagen, natürlich ohne eine echte Persönlichkeitsstörung zu besitzen, die mich vermutlich wiederum daran hindern würde, das abzuliefern, was von mir erwartet wird.
Eine echte Persönlichkeitsstärke, die ich allerdings mitbringen sollte, ist Empathie, die das Kernstück des gesamten Jobumfangs darstellt. Ohne sie ist es schwer, punktgenau zu liefern, was gerne gelesen wird. Die Leser*innenschaft meiner Dokumentation bestimmt, ob ich meine Arbeit vollumfänglich und verständlich erbracht habe oder ob mir der Transfer tatsächlich eher weniger gut gelungen ist. Nebenbei gesagt erleichtert eine gewisse Grundempathie ohnehin, Reibungen im Arbeitsalltag vorzubeugen. Mit ein wenig Fingerspitzengefühl lässt sich der Spagat vom Entlocken relevanter Informationen aus den Fachbereichen und der prägnanten Vermittlung in geschliffenem Format doch wesentlich leichter ausführen.
Was anstrengend klingen mag, kann viel Spass bereiten, ist man im passenden Umfeld eingebettet. Wo sonst bekommt man die Chance, so viele Facetten aus den Bereichen Technik und Kommunikation zu sehen – die 255 Graustufen dazwischen nicht zu vergessen.
Vielleicht doch etwas spannender als ‘nur Anleitungen schreiben’?